Wahl des Biopsieverfahrens

Knoten in der Brust kommen sehr häufig vor und entstehen oft durch Veränderungen im Körper in der Pubertät, in der Schwangerschaft, in den Wechseljahren, während des Menstruationszyklus oder bei der Einnahme von Verhütungsmitteln. Wenn man bei täglichen Gewohnheiten wie beim Duschen oder Ankleiden einen Knoten in der Brust entdeckt, kann dies besorgniserregend sein, besonders dann, wenn möglicherweise eine Biopsie durchgeführt werden muss. Allerdings heißt das Anraten zur Biopsie einer Brustläsion aufgrund eines tastbaren Knotens oder eines auffälligen Mammographie- oder Ultraschallbefunds noch nicht, dass es sich um Krebs handelt. Tatsächlich liegt bei 80% der Frauen, die sich einer Biopsie unterziehen, kein Brustkrebs vor.1

Wann immer Sie bei sich eine Auffälligkeit an der Brust entdecken, sollten Sie unbedingt einen Arzt konsultieren.

Beim Arzttermin wird eine Anamnese angelegt. Diese erfasst die Angaben, zu Ihrer Krankengeschichte und den aktuell vorliegenden Brustbeschwerden. Danach folgt eine Untersuchung, bei der Sie, falls Ihnen das angenehmer ist, um die Anwesenheit einer Arzthelferin bitten können. Hält der Arzt dies nach Abtasten der Brust für notwendig, setzt er weitere Untersuchungen, wie z. B. Mammographie und/oder Ultraschall, an. Manchmal reichen diese Tests für eine Diagnose aus. Falls jedoch immer noch Zweifel bestehen, ist eventuell eine Brustbiopsie erforderlich.

Vielleicht haben Sie jetzt das Gefühl, die Kontrolle über die Situation zu verlieren, doch tatsächlich sind Sie immer noch Herr der Lage. Ihr Arzt verfügt zwar über Wissen, Ausbildung und Berufserfahrung, um das aus seiner Sicht optimale Vorgehen für Ihre Brustbeschwerden zu empfehlen, jedoch spricht nichts dagegen, dass Sie alle für Sie wichtigen Fragen stellen und andere Optionen prüfen. Als Patientin haben Sie die Wahl, daher sollten Sie unbedingt die unterschiedlichen, zur Auswahl stehenden Biopsieverfahren abwägen. Allerdings müssen Sie für eine gemeinsame Entscheidung mit Ihrem Arzt entsprechend informiert sein. Diese Informationen bieten wir Ihnen im folgenden Artikel.

Wozu dient eine Biopsie?

Eine Brustbiopsie ist ein Diagnoseverfahren, bei dem ein Teil einer verdächtigen Läsion entfernt wird. Danach wird die Probe zur pathologischen Untersuchung ins Labor geschickt. Eine Brustbiopsie dient in erster Linie dazu festzustellen, ob es sich bei einer Brustläsion um Krebs handelt oder nicht. Je nach Ergebnis wird nach der Biopsie entschieden, ob die Läsion vollständig entfernt werden muss oder nicht.

Während die allgemeine körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren zur Bestätigung der Diagnose in den meisten Fällen von Nutzen sind, kann in den übrigen Fällen allein die Biopsie eindeutig klären, ob es sich bei einer Brustläsion um Krebs handelt oder nicht.

Es gibt verschiedene Biopsiearten – dabei hängt die Entscheidung Ihres Arztes für eine bestimmte Form im Wesentlichen von der Beschaffenheit der Läsion, ob Verdacht auf Krebs besteht, Ihrem Gesundheitszustand, Ihren Symptomen und Ihrer Krankengeschichte ab. Brustbiopsien lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: chirurgische Biopsien und Nadelbiopsien.

Worin besteht das Verfahren?

Unabhängig davon, ob die Biopsie chirurgisch oder mit einer Nadel durchgeführt wird, besteht das Verfahren darin, die Läsion zwecks pathologischer Untersuchung teilweise oder vollständig zu entfernen.

Die chirurgische Biopsie ist ein operativer Eingriff und erfolgt je nach Art der Läsion und Merkmalen der Patientin unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose. Nach einem Schnitt (Inzision) in die Brust wird die Läsion zwecks Analyse teilweise oder vollständig entfernt. Dies wird als Inzisionsbiopsie bezeichnet.2

Lässt sich die Läsion nicht ertasten, muss vor der Operation ein als „Harpune“ bezeichnetes Führungselement eingebracht werden. Eine „Harpune“ ist ein dünner, durch eine Nadel in die Brust eingeführter Draht, wobei die Läsion mithilfe von Ultraschall oder Mammographie lokalisiert wird. Die Harpune wird unter örtlicher Betäubung in die Brust eingeführt und dient dem Chirurgen oder Gynäkologen während des Eingriffs zur Führung, damit er sicher sein kann, dass die Läsion erfolgreich entfernt wurde.

Chirurgische Biopsien sind invasiver als Nadelbiopsien und dienen der Entnahme einer größeren Gewebeprobe, was für den Pathologen bei der Diagnosestellung von Nutzen sein kann. Es handelt sich um ein gängiges Verfahren, das jedoch mit geringen Risiken verbunden ist, eine Narbe hinterlässt und eine Genesungsdauer von Tagen bis Wochen erfordert.

Heutzutage bieten sich für die meisten Frauen weniger invasive Optionen in Form von Nadelbiopsien an. Diese sind sicher, zuverlässig, genau, schnell und unter örtlicher Betäubung durchführbar, ohne dass ein Krankenhausaufenthalt oder operativer Eingriff erforderlich ist.

Punktion durch Feinnadelaspiration (FNA)

Die FNA ist die am wenigsten invasive Punktionstechnik und erfolgt durch das Einführen einer dünnen Nadel, wie sie auch für intramuskuläre Injektionen oder zur Blutentnahme verwendet werden, in die Brust. Auf der Nadel sitzt eine Kanüle, in die Flüssigkeit oder Zellen aus der Läsion angesaugt wird. Angezeigt ist das Verfahren in der Regel zum Entleeren von Zysten (flüssigkeitsgefüllte Knoten, die häufig die Ursache tastbarer Geschwulste sind) und bei bestimmten festen Knoten.1 Um den Knoten zu lokalisieren und sicherzustellen, dass die Nadel an der richtigen Stelle ist, erfolgen diese Punktionen für gewöhnlich ultraschallgesteuert. Dieses Verfahren ist besonders minimal-invasiv, wird in der Regel ohne örtliche Betäubung durchgeführt und hinterlässt keine Narbe.5 Da dabei jedoch nur wenige Zellen aus der Läsion entnommen werden, ist die Diagnose oft nicht zuverlässig genug, so dass nach einer FNA eventuell noch weitere Arten der Punktion erforderlich werden.

Stanzbiopsie

Eine weitere Möglichkeit ist die Stanzbiopsie. Bei diesem Verfahren werden mit einer dickeren Hohlnadel als bei der FNA mehrere kleine Gewebeproben entnommen. Der Eingriff erfolgt stets unter örtlicher Betäubung; dabei wird die Nadelposition in der Regel durch Ultraschall überwacht. Da bei der Stanzbiopsie eine etwas größere Nadel zum Einsatz kommt, kann sie auf der Haut eine winzige Narbe hinterlassen. Ebenso können nach der Punktion über kurze Zeit höhere Berührungsempfindlichkeit, Hämatome oder Schmerzen in der Brust auftreten. Die Stanzbiopsie ist ein präziseres, zuverlässigeres Diagnoseverfahren als die FNA, da durch die Entnahme von „Fragmenten” der Läsion eine genauere pathologische Untersuchung möglich ist. Sie ist das heute gängigste Verfahren zur Diagnose von Brustläsionen, weist aber bei manchen Läsionsarten gewisse Einschränkungen auf.

Vakuumsbiopsie

Ihr Arzt kann auch eine Vakuumbiopsie empfehlen. Die Vakuumbiopsie ist ein neues Verfahren, das eine minimal-invasive Alternative zur Diagnose und möglichen Entfernung von Brustläsionen bietet. Das Verfahren gilt als eine Verbesserung gegenüber traditionellen Methoden wie Stanzbiopsie und FNA. Obwohl die Stanzbiopsie ein sehr nützliches Instrument zur Diagnose von Brustläsionen ist, hat sie je nach Art der Läsion Einschränkungen (die Diagnose kann ungenau sein) und erfordert mehrere Einstiche zum Erhalt einer adäquaten Gewebeprobe.

Die Vakuumbiopsie hingegen ermöglicht bei nur einem Nadeleinstich in die Brust die Entnahme von mehr und größeren Proben als die Stanzbiopsie, wodurch sich die Chance auf den Erhalt einer adäquaten Gewebeprobe erhöht.3 Im Rahmen des Eingriffs erfolgt ein kleiner Einschnitt in die Haut in der Größe etwa eines halben Reiskorns. Nach dem Spritzen eines Lokalanästhetikums wird eine Nadel, deren Führung durch Ultraschall, Mammographie (Stereotaxie) oder Magnetresonanztomographie (MRT) erfolgen kann, in die Brust eingebracht. Die Nadel ist dicker als eine Stanzbiopsienadel, besitzt ein rotierendes Skalpell und ist an ein Saugsystem angeschlossen, wobei die Läsion durch die Kombination der Vakuumaspiration und der Schneidfunktion des rotierenden Skalpells in Fragmenten entnommen wird.2 Der wesentliche Vorteil dieses Verfahrens gegenüber Stanzbiopsie oder FNA ist seine diagnostische Genauigkeit. Studien zufolge liegt die diagnostische Genauigkeit der Stanzbiopsie bei nahezu 100%, d. h. etwa so hoch wie bei der chirurgischen Biopsie, jedoch unter Anwendung einer weniger invasiven Technik. 3,4

Nach der Biopsie müssen Sie sich vermutlich den restlichen Tag über schonen, aber am nächsten Tag gehen die meisten Frauen schon wieder ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Nach dem Eingriff müssen Sie einen BH tragen, also denken Sie bitte daran, einen mitzubringen. Für den Rest des Tages sollten Sie auf Autofahren verzichten. Nach der Biopsie sind leichte Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit und eine allgemeine Schwellung der Brust durchaus normal.

Wenn Sie bei sich einen Knoten in der Brust feststellen, gehen Sie bitte unbedingt zum Arzt. Dort wird man sie über die für Sie beste Behandlung beraten. Sie sind an weiteren Informationen über das Thema Brustgesundheit und verwandte Fragestellungen interessiert? Dann schauen Sie doch in unser Hilfe-Center.

Literaturhinweise

  1. NBCF (2016) Biopsy: The national breast cancer foundation. Available at: http://www.nationalbreastcancer.org/breast-cancer-biopsy (Accessed: 24 February 2017).
  2. Mayo Clinic: Breast Biopsy, What you can expect. Available at: http://www.mayoclinic.org/tests-procedures/breast-biopsy/details/what-you-can-expect/rec-20236113
  3. Park, H.-L. and Kim, L.S. (2011) ‘The current role of vacuum assisted breast biopsy system in breast disease’, Journal of Breast Cancer, 14(1), p. 1. doi: 10.4048/jbc.2011.14.1.1.
  4. Pan S, Liu W, Jin K, Liu Y, Zhou Y. Ultrasound-guided vacuum-assisted breast biopsy using Mammotome biopsy system for detection of breast cancer: results from two high volume hospitals. International Journal of Clinical and Experimental Medicine. 2014;7(1):239-246.
  5. Hoad-Robson, R. Fine needle aspiration. (2015)